
Nach langer Planung erweitert sich zum 1. Januar der Verkehrsverbund in Mainfranken. Doch nicht nur das ändert sich zum Jahreswechsel, sondern unter anderem auch der Name: Aus dem Verkehrsverbund Mainfranken, kurz VVM, wird der Nahverkehr Mainfranken, kurz NVM. Was sich ändert, was bestehen bleibt und worauf sich jetzt Gelegenheitsfahrer und -fahrerinnen besonders freuen können, haben wir zusammengefasst.
Seit 2004 Verkehrsverbund in Mainfranken
Seit 2004 gibt es den VVM. Dieser bestand zunächst nur aus Stadt und Landkreis Würzburg. 2009 kam der Landkreis Kitzingen und 2013 der Landkreis Main-Spessart hinzu. Während so einige Eigenheiten wie deutliche Preiserhöhungen und die Nicht-Gültigkeit der Bahncard im Nahverkehr für mancherlei Ärger sorgte, freuten sich vor allem Studentinnen und Studenten über den einheitlichen Verkehrsverbund. Sie können seitdem mit dem günstigen Semesterticket alle Bussen, Straßenbahnen und Züge von Heigenbrücken bis Iphofen benutzen, was vor allem für pendelnde Studentinnen und Studenten, die aus dem Umland anreisen, sehr praktisch war. Vieles am VVM blieb allerdings noch uneinheitlich und unausgereift.
Gebiet des Verkehrsverbunds verdoppelt sich – auch Erfurter Bahn dabei

Das neue Gebiet des Verkehrsverbunds NVM. Grafik: NVM (Screenshot)
Zum 1. Januar 2025 verdoppelt sich in etwa das Gebiet des Verkehrsverbunds, der fortan den Namen „Nahverkehr Mainfranken“ trägt. Zum bisherigen Gebiet kommt die Region Main-Rhön hinzu, zu der die Stadt Schweinfurt, sowie die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld, Schweinfurt und Haßberge zählen. Auch die Verbindungen der Erfurter Bahn von Gemünden über Bad Kissingen nach Schweinfurt und von Bad Kissingen bis an die thüringische Grenze sind nun im einheitlichen Verbund integriert. Bisher war der Zugabschnitt des Saaletals in Main-Spessart vom VVM ausgenommen. „Der Vorteil der Verbundraumerweiterung auf unsere gesamte Region Mainfranken liegt für mich klar auf der Hand: Ein Netz, ein Ticket und ein Tarif“, schwärmt Christopher Alm, Geschäftsführer der NVM GmbH in einer Pressemitteilung.
Für 5,40 Euro pro Person in die Rhön und in den Steigerwald
Um besonders auf den Verkehrsverbund aufmerksam zu machen, gibt es zum Start der Verbunderweiterung ein Sonderangebot: Für die ersten neun Monate wird eine stark rabattierte, digitale Tageskarte für 9 Euro (Solo) beziehungsweise 27 Euro (Gruppe) angeboten, das Mainfranken-Ticket. Das Mainfranken-Ticket Gruppe gilt für bis zu fünf Personen, wobei zwei Kinder bis 15 Jahren als eine Person zählen. Das Ticket wäre somit auch für zwei Erwachsene und sechs Kinder gültig. Ein Erwachsener muss mit vier anderen damit nur 5,40 Euro zahlen, um etwa von Würzburg bis Mellrichstadt in der Rhön zu fahren.
Mainfranken-Ticket als Nische für Gelegenheitsfahrer
Damit ist eine Tagesfahrt innerhalb Mainfrankens mit dem Mainfranken-Ticket erheblich günstiger als mit dem Bayernticket und bedient eine wichtige Nische neben Deutschlandticket für Vielfahrerinnen und Vielfahrer. So dürfte das Mainfranken-Ticket besonders für Gelegenheitsfahrer attraktiv sein, die nur ein- oder zweimal im Monat den ÖPNV nutzen, etwa um im Steigerwald wandern zu gehen oder einen Tagesausflug in die Rhön zu machen. Ob das Mainfranken-Ticket über den 1. September 2025 erhalten bleiben kann, wird laut NVM evaluiert, wahrscheinlich jedoch eher nicht. Allerdings ist das reguläre Tagesticket Solo mit 19 Euro immer noch deutlich günstiger als das Bayernticket.

Wer künftig mit dem Zug nach Schweinfurt fährt, kann in der Stadt mit demselben Ticket Bus fahren. Foto: Dirk Flieger
Deutschlandticket macht Abos überflüssig
Da den Verantwortlichen der NVM GmbH um Geschäftsführer Christopher Alm wohl bewusst ist, dass die meisten Vielfahrer ohnehin das beliebte Deutschlandticket für – ab 1. Januar – 58 Euro im Monat nutzen, soll das Ticketangebot des mainfränkischen Verkehrsverbund erheblich verschlankt werden. Damit lichtet sich der Tarifdschungel mit dem Wabensystem künftig, vor allem in den neu integrierten Gebieten. Abos, die trotz der regionalen Beschränkung ähnlich teuer oder sogar teurer als das Deutschlandticket sind, sind ohnehin überflüssig geworden. Das 365-Euro-Ticket für Schüler und Azubis sowie das bayerische 29-Euro-Ticket für Auszubildende sollen dagegen erhalten bleiben.
Die Änderungen gehen weit über die Verbunderweiterung und die Namensänderung hinaus. „Der Verkehrsverbund erlebt mit der Neuordnung eine bedeutende Professionalisierung“, sagt der NVM-Geschäftsführer. Vor allem im Marketing rüstet der NVM deutlich auf, um seine Marke als zentraler Ansprechpartner für ÖPNV in der Region bekannter zu machen.
Den Klick in der Region lassen – auch beim ÖPNV
Eine neue App soll die Abwicklung im NVM entscheidend digitaler und einfacher machen. Sie wird die Funktionen der bisherigen VVM-App erweitern. So wird es in der NVM-App auch endlich möglich sein, direkt Tickets online zu buchen. Damit möchte der Verkehrsverbund einen großen Schritt in Richtung Digitalisierung machen.
Zwar gibt es die meisten Funktionen beispielsweise auch im DB-Navigator. Doch Christopher Alm macht darauf aufmerksam, wie wichtig es sei, auch im ÖPNV regionale Produkte zu unterstützen: „Wer unsere App nutzt und das Deutschlandticket bei uns oder bei einem regionalen Partner kauft, hilft damit direkt dem ÖPNV in der Region Mainfranken.“ Letztendlich mache die App einfacher sichtbar, was der regionale ÖPNV eigentlich alles zu bieten hat.

Auch im NVM wird die Großwabe mit seinen Tarifen bestehen bleiben, bekommt nun jedoch den Namen „Stadttarif Würzburg“. Foto: Pascal Höfig
Wie geht es mit dem Semesterticket für Würzburg und Schweinfurt weiter?
Das Semesterticket für Studentinnen und Studenten aus Würzburg bleibt dagegen vorerst nur für das bisherige Gebiet gültig, das für Schweinfurt ausschließlich im Stadtgebiet. Allerdings laufen bereits Verhandlungen, das Semesterticket auf das gesamte neue Verbundgebiet zu erweitern. Frühestens im Wintersemester 2025/26 wird es so weit sein. Das würde vor allem pendelnde Studentinnen und Studenten der THWS am Campus Schweinfurt zugutekommen. Allerdings würde sich durch die Gebietserweiterung auch der Preis für das Semesterticket deutlich erhöhen.
Das Semesterticket für Würzburg kostet im Halbjahr derzeit 96,70 Euro und muss von jedem Student oder Studentin bezahlt werden, egal, ob sie es nutzen oder nicht. Das Semesterticket für Schweinfurt ist bisher freiwillig und kostet 30 Euro pro Semester. Aus dem ermäßigten Preis für ein Deutschlandticket für Studentinnen und Studenten von 29 Euro pro Monat, ergibt sich für einen Würzburger Studenten für das Deutschlandticket dadurch ein Restpreis von 13,85 Euro pro Monat. Mit einer Preiserhöhung wäre das Semesterticket folglich wahrscheinlich bereits fast so teuer wie das Deutschlandticket für Studentinnen und Studenten.
Großwabe Würzburg bleibt bestehen – einige kleine Preiserhöhungen
Was bestehen bleibt, ist die Großwabe, die sich über das Stadtgebiet Würzburg und den Marktgemeinden Höchberg und Gerbrunn erstreckt. Hier ändert sich weder etwas am Tarif noch an den Fahrplänen, wie die WVV in einer Pressemitteilung schreibt. „Bestehende Abos und Fahrkarten behalten weiterhin ihre Gültigkeit, bis sie auslaufen“, heißt es darin. Einige Fahrscheine, wie die Kurzstrecke Eins+4 oder die Kindertickets, werden künftig nur noch für die Großwabe verfügbar sein und dann unter dem Namen „Stadttarif Würzburg“ laufen. Alle Tickets für den NVM sind auch in der WVV-App erhältlich. Einige Tickets im Stadtgebiet werden zum 1. Januar etwas teurer. Eine Einzelkarte im Stadttarif Würzburg kostet im neuen Jahr beispielsweise 3,20 Euro statt bisher 3,10 Euro, ein Kurzstreckenticket 1,60 Euro.